„Syndrome des basses richesses“ (SBR) ist eine Zuckerrüben-
krankheit, welche zur Reduktion des Zuckergehaltes sowie
Frischmasseertrages und damit zu großen wirtschaftlichen
Einbußen führt. Zwei nicht-kultivierbare und ausschließ-
lich durch Vektoren übertragbare Erreger, ein Proteobak-
terium („Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus“)
sowie ein Phytoplasma (“Candidatus Phytoplasma solani“)
können SBR hervorrufen. SBR-Symptome sind Chlorosen
und Nekrosen an den älteren Blättern, Asymmetrien am
Blattneuaustrieb sowie Nekrosen an den Gefäßleitbündeln
des Rübenkörpers. Die Ergebnisse aus 2018 zeigen, dass die
Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus (L., 1761))
neben Frankreich auch in Baden-Württemberg der entschei-
dende Vektor ist. Diese Art hat sich von der natürlichen
Wirtspflanze (Schilf) an die landwirtschaftliche Kulturfolge
aus Zuckerrüben und Winterweizen angepasst. Die Schilf-
Glasflügelzikade war 2018 die am häufigsten gefangene
Zikadenart in Zuckerrüben und durchschnittlich zu 44 %
mit dem Proteobakterium beladen. Es wurde das längste
Auftreten adulter Schilf-Glasflügelzikaden in Zuckerrüben,
vom 25.05. bis 05.09., festgestellt. Der lange Flug wurde
durch die erstmals nachgewiesene zweite Generation her-
vorgerufen. In diesem Artikel wird die Entwicklung der
SBR-Befallsgebiete und der Nachweis der beiden Erreger
bis 2018 in Deutschland vorgestellt. Zusätzlich werden bis-
herige Erkenntnisse sowie eigene Versuchsergebnisse zur
Verbreitung und Kontrolle von SBR aus dem Jahr 2018 in
Baden-Württemberg gezeigt. Es wurden erstmals Sortenun-
terschiede nachgewiesen, weshalb ein Genotyp im Gegen-
satz zu einem weiteren in Halb-Freiland-Käfigversuchen
trotz SBR-Infektion keine Zuckergehaltsreduktion aufwies.
Die Sortenwahl könnte somit ein vielversprechender Ansatz
zur Kontrolle von SBR in Zuckerrüben sein.